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Interview mit Ed Hubbs: Vom Holzschuppen zu „Pimp my Ride“
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Interview mit Ed Hubbs: Vom Holzschuppen zu „Pimp my Ride“

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In der aktuellen Airbrush Step by Step 06/18 zeigt der amerikanische Airbrusher und Custom Painter Ed Hubbs, wie man ein hochwertiges Airbrush-Design auf einem Motorradtank trotz starker Beschädigung wiederherstellen kann.

Dabei nimmt er es sogar mit dem Kunstwerk seines bekannten Kollegen Bob Spina auf. In diesem Interview erzählt Ed Hubbs vom Beginn seiner Karriere, von ersten kläglichen Versuchen im staubigen Holzschuppen bis hin zu großen Aufträgen namhafter Kunden und seinen TV-Auftritten.

 

Ed, wann hattest du die Idee, mit Airbrush anzufangen?

Ed Hubbs: Im Alter von 15 Jahren entwickelte ich ein Interesse dafür, Modellautos zu bemalen. Ich kam darauf, nachdem ich eine Paasche Airbrush auf der Seite einer Marvel Modell Box gesehen habe, mit der die Modelle bearbeitet wurden. Ich fragte meine Eltern nach einer Airbrush, doch ich erhielt zu dieser Zeit von beiden keine Reaktion – bis sie mir zu meinem 16. Geburtstag eine Airbrush gekauft haben.

Mein Vater hatte ein Geschäft, in dem er Metallteile für Landmaschinen und mechanische Reparaturen anbot. Neben dem Geschäft gab es einen Holzschuppen. Ich fragte meinen Vater, ob ich den Holzschuppen nutzen könnte, um das Auto meines besten Freundes zu lackieren. Mein Vater kaufte mir daraufhin eine Lackierpistole für 15 Dollar. Ich habe Decken und Plastik benutzt, um das ganze Holz abzudecken und Verschmutzungen zu reduzieren und habe mit dem Lackieren von Autos begonnen.

Jetzt komme ich dazu, was mich zum Airbrushen gebracht hat: Stellen Sie sich vor, Sie lackieren an einem Ort mit schmutzigem Boden, einem Holzofen, einem Verlängerungskabel und einer Hundert Watt Glühlampe zur Beleuchtung. Wie Sie sich vorstellen können, gab es hellere und dunklere Flecken in meiner Lackierung, Ungeziefer, Schmutz etc. Da ich nicht wusste, wie ich die Fehler beheben kann, habe ich überall Graphics und Motive drauf gemalt, um meine Fehler abzudecken. Nach einer Zeit hat mich plötzlich jeder nach meinen Grafiken gefragt. So wurde die Airbrush zu meinem wichtigsten Arbeitsgerät. Mir wurde klar, dass ich mit meinen Arbeiten viel Geld verdienen kann und ich hatte sogar Spaß dabei, meine Lackierfehler mit der Airbrush auszubessern.

Nachdem ich verstanden hatte, dass ich mithilfe der Airbrush meine Lackierarbeit retten konnte, habe ich die Airbrush-Technik in alle meine Aufträge mit einbezogen. Dabei habe ich mit einer Single-Action-Airbrush angefangen, mit der ich mir einige schlechte Angewohnheiten eingehandelt habe, die ich aber später wieder korrigieren konnte. Ich hatte niemanden, absolut niemanden, von dem ich lernen konnte. Deshalb habe ich herumexperimentiert und ausprobiert, was funktioniert und was nicht funktioniert. Nach meinem Abschluss bin ich in die Stadt gezogen und hatte einen Job als Aushilfe in einer Karosseriewerkstatt. Der Umzug von meinen Eltern aus den Bergen in die Stadt hat mir dann quasi die Augen geöffnet.

Die Arbeit in der Karosseriewerkstatt hat mir sehr geholfen. Ich wollte alles lernen – von der Arbeit an der Karosserie bis hin zum Lackieren als leitender Lackierer. Ich kämpfte mehrere Jahre mit der Airbrush und versuchte, dass meine Kunst so aussah wie die Arbeiten auf den Automobilausstellungen. Sobald ich den richtigen Umgang herausgefunden hatte, hielt mich nichts davon ab, meine Ziele zu erreichen. Es hat Jahre gedauert, bis ich als guter Airbrush-Künstler anerkannt wurde. Dass ich endlich Anerkennung als Airbrush-Künstler fand, verdanke ich meinem Freund Tyson Martin, der einen YouTube-Kanal für mich begonnen hat und viele meiner ersten Videos produziert hat. Mittlerweile filme, bearbeite und produziere ich meine eigenen Videos. Aber der einzige Mann, der mir so viele Türen geöffnet hat, ist Dave Monnig, der Besitzer von Coast Air Brush. Dave hat so vielen Künstlern in dieser Branche geholfen und ich bin einer der vielen, denen er geholfen hat. Wir danken dir alle, Dave.


Hast du nie an Airbrush-Kursen teilgenommen oder von irgendjemandem gelernt?

Ed Hubbs: Ich bin in der Highschool in Kunst durchgefallen, weil ich die Regeln nicht befolgt habe. Wenn alle Schüler einen Vogel gemalt haben, dann habe ich einen Drachen gezeichnet. Im Alter von 18 Jahren bin ich zu meiner ersten Automobilmesse gegangen – ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich die Airbrush-Technik erlernen möchte. Ich besuchte die Portland Roadster Show und habe all die Kunst auf den Lowridern gesehen. Ich wurde süchtig! Als ich mit Airbrush angefangen habe, gab es niemanden, der mir gezeigt hat, wie diese Technik funktioniert. Es gab kein Internet, kein YouTube und keine DVDs mit Anleitungen, die mir geholfen haben. Ich hatte keine fremde Hilfe. Ich war entschlossen, mir die Airbrush-Technik selbst beizubringen. Ich schwor mir: Wenn ich mir jemals einen Namen machen würde, dann würde ich etwas zurückgeben und Anfängern jederzeit helfen.

 

In welche Richtung gehen deine Kunstwerke und welche Untergründe nutzt du am häufigsten?

Ed Hubbs: Ich habe keine bestimmte Richtung mit meiner Kunst. Ich brushe Fahrzeuge, daher arbeite ich auf verschiedenen Untergründen wie Autos, Quads, Sand Rails (Sandfahrzeuge), Schneemobile, Wohnmobile und Boote. Ich würde sagen, dass die lohnenswertesten Projekte diejenigen sind, in denen viel Herz steckt. Ich habe Särge und Erinnerungsmotorräder gebrusht. Die schwierigste Aufgabe war es, den Sarg für meinen Enkel Hadden zu gestalten, den kleinen Jungen von meiner Stieftochter Ashley und Britt. Ich habe wirklich geweint, während ich den Sarg gestaltet habe.

 

Mit welchen Farben arbeitest du am liebsten oder welche ist deine liebste Marke?

Ed Hubbs: Was Farben angeht, habe ich wirklich keine besonderen Vorlieben. Ich nutze die Farben, die ich für ein bestimmtes Projekt brauche. Jedes Projekt ist anders, deshalb nutze ich eine Vielzahl an Farben. Ich liebe es, mit den Farben von der Marke House of Color zu arbeiten.

 

Mit welchen Airbrushgeräten arbeitest du am häufigsten?

Ed Hubbs: Ich benutze ausschließlich Airbrushgeräte von Iwata. Meine erste Iwata war die HP-B und zu meinen liebsten Airbrushgeräten gehört die Custom Micron CM-C Plus. Ich nutze auch häufig die HP-C Plus Geräte für meine Arbeiten.

 

Du hast viele echt spannende Projekte realisiert und auch bei TV-Shows mitgemacht. Kannst du uns davon ein bißchen erzählen?


Ed Hubbs:
1986 habe ich ein Kit Car (Bausatzauto) gebaut, mit dem wir vom Kit Car Magazin den Preis für das am besten handgefertigte Auto der Welt gewonnen haben. Unser Auto auf der Knotts Berry Hand Crafted Car Show war ein 1984er Fiero, den wir optisch in einen GTO Ferrari verwandelt haben. Ferrari hat uns daraufhin auf 5 Millionen Dollar verklagt. Das Auto sah ihrem Auto zu ähnlich. Wir haben den Rechtstreit beigelegt und die Firma aufgelöst. 1986 wurden wir auf der Titelseite des Kit Car Magazins abgebildet und erschienen mit dem Auto auch in einigen anderen Magazinen.

Ich habe mal eine Gitarre gebrusht, die ein wirklich cooles Kunstwerk war. Ich wurde von Yamaha kontaktiert, um eine Gitarre für Michael Anthony, den ehemaligen Bassisten von Van Halen, zu brushen. Er hat mir ein Bild von sich geschickt, auf dem er auf der Bühne in New York mit dem Bass gespielt hat, den ich für ihn gebrusht habe.

Ich habe mehrere Kunstwerke für eine Firma namens Bow Tech (Hersteller von Jagdbögen) gestaltet, die auf meinen eigenen Ideen beruhten. Ich wurde von der Firma vertraglich verpflichtet, um live auf der ATA Show (Handelsmesse für den Bogensport) in Indiana zu brushen. Das war eine sehr lohnende Erfahrung.

Ich habe Designs für verschiedene Funny Cars (Fahrzeugtyp beim Drag Racing) kreiert, die auf der Titelseite von National Dragster abgebildet wurden. Ein Funny Car, welches ich für Brian Hough gestaltet habe, war auf dem Sender ESPN-2 zu sehen, als er die nationale Meisterschaft in Las Vegas gewonnen hat.

Ein Design, das ich für eine Firma namens Kymera Body Boards (elektrische Wave Boards) gestaltet habe, wurde in den TV-Shows „Shark Tank“ und „American Inventor“ gezeigt. Außerdem habe ich verschiedene Designs für Fahrzeuge gestaltet, die in den Magazinen Power Diesel, Auto Art, Truckin, Lowrider, Science and Art, Sand Cars sowie im Kit Car Magazin veröffentlicht wurden.

Einmal wurde ich sogar von der Firma SATA Spray Equipment gesponsert und wurde 16 Mal auf der Rückseite des Airbrush Action Magazins mit dem berühmten Hell Camino abgebildet, den ich gestaltet und gebrusht habe.

 

Du warst auch bei der MTV-Show „Pimp my ride“ dabei, oder?

Ed Hubbs: Ja. Als meine Mutter im Sterben lag und ich die letzten Stunden mit ihr verbrachte, erzählte sie mir, dass meine Arbeiten im House of Kolor Calendar veröffentlicht werden und ich in der TV-Show „Pimp my Ride“ zu sehen sein werde. Ich sagte: „Mama, was zum Teufel weißt du über das Magazin und über die TV-Show“? Wissen Sie, meine Mutter ist mein größter Fan. Sie antwortete mir in ihrer Klugscheißer-Stimme, die ich so sehr liebte, weil wir beste Freunde waren und immer Scherze miteinander machten: „Ich weiß, dass du Bilder zum House of Kolor Calendar geschickt hast, die nie veröffentlicht wurden. Ich bin in ein paar Tagen tot und wenn deine Werke jetzt veröffentlicht werden, dann werde ich sie nie sehen können“. Dann nannte sie mich einen kleinen Scheißkerl. Sie erzählte mir noch, dass ich in der Show „Pimp my Ride“ airbrushen werde. Ich fragte sie: „Alte Frau, was weißt du überhaupt über die Show?“ Ich höre noch heute ihre Stimme, die mir sagte: „Ich weiß was das für eine Show ist, da macht ein Mann namens Biskuit mit.“ Oh mein Gott, meine Mutter meinte Xibit, hahaha! Sie antwortete mir dann: „Du weißt schon, wen ich meine, du kleiner Scheißkerl“. Ich vermisse meine Mutter sehr! Sie starb kurze Zeit nach unserer Unterhaltung.

Ich machte mich auf den Weg zu Coast Airbrush in Kalifornien zu einer Blockparty. Dort traf ich den aus diversen TV-Shows bekannten Custom Car Designer Rich Evans, der zwei Töchter im Alter meiner Töchter hat. Wir unterhielten uns gerade, als ein Kunde auf ihn zukam. Er fragte ihn, ob er sich sein Auto angucken möchte. Ich sagte Rich, dass er mit dem Kunden gehen solle und ich in der Zeit mit seinen Töchtern spielen könnte, in der er sich ums Geschäft kümmert. Als Rich wiederkam, sagte er: „Ich mache alles, was du willst“. Ich antwortete ihm: „Ich möchte in deiner nächsten Show mitmachen.“ Nun, ein paar Monate später rief er mich an und fragte, ob ich für ein paar Tage nach Kalifornien kommen könnte, um in einer Show mitzumachen. Ich dachte mir – Pimp my Ride – NIEMALS!!!

Ich nahm an der TV-Show teil und erhielt ein paar Monate später einen Umschlag, in dem sich eine Ausgabe des House of Kolor Calendars und ein Zertifikat befanden. Ich bekam den Award im August im selben Jahr verliehen und als ich das Zertifikat las, fing ich an zu weinen. Ich wünschte, dass meine Mutter noch leben würde, um das alles mitzuerleben. Als diese Gedanken in meinem Kopf kreisten, fiel eine Träne auf das Zertifikat und landete genau auf dem Datum, an dem der Award präsentiert werden sollte. Es war der 20. Juli, der Geburtstag meiner Mutter. Mir jagte ein Schauer über den Rücken. Meine Mutter war da, sie hat mich nie verlassen.

 

Gibst du Workshops oder Kurse für Anfänger?

 Ed Hubbs: Ich gebe schon seit mehr als 10 Jahren Kurse. Ich habe mehrere Male für Iwata in Utah unterrichtet. Vor 5 Jahren habe ich Einzelunterricht gegeben. Der Einzelunterricht fand in meinem Haus statt. Ich habe die Teilnehmer in meinem Shop unterrichtet und ihnen einen Platz in einem Apartment angeboten. Außerdem habe ich für meine Teilnehmer während ihres Aufenthaltes gekocht. Ich habe schon seit einigen Jahren nicht mehr unterrichtet, aber ich plane, wieder Kurse anzubieten.

 

Was ist mit deinem Youtube-Kanal, den du vorhin erwähntest?

Ed Hubbs: Als ich mit meinem YouTube-Kanal anfing, habe ich Stunden damit verbracht, ihn aufzubauen, und habe Hunderte von Videos produziert. Ich wurde von einer Firma gesponsert, für die ich über 30 Videos gedreht habe. Um auf den Punkt zu kommen: Die Firma hat ihre Versprechen nicht eingehalten und wir sind getrennte Wege gegangen. Jahre lang habe ich jede einzelne Frage auf YouTube beantwortet, die mir gestellt wurde. Ich habe Stunden damit verbracht, Fragen zu beantworten. Am Tag habe ich zwei bis drei Stunden damit verbracht, anderen Menschen zu helfen und jede Frage zu beantworten, die mir gestellt wurde. Doch es wurde zu viel und geriet außer Kontrolle, jedem einzelnen Menschen zu helfen. Meine Familie litt unter meiner Arbeitssituation. 2021 werde ich wieder Videos für YouTube produzieren.

 

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ed Hubbs: Ich werde ständig nach meinen Zukunftsplänen gefragt. Im Alter haben sich meine Pläne geändert. Ich habe viele verrückte Stunden während meiner Karriere gearbeitet und habe mir die letzten paar Jahre eine Pause vom Airbrushen genommen, um mir ein bisschen mehr Zeit für mich selbst zu nehmen.

Ich habe einen Vollzeitjob als Meister und Cheflackierer in einer Lackiererei und Werkstatt angenommen. 2010 bin ich emotional und finanziell durch schwierige Zeiten gegangen und musste einige Veränderungen in meinem Leben vornehmen. Jetzt bin ich wieder zurück auf Kurs und plane wie gesagt einige 10-minütige Anleitungsvideos für meinen YouTube-Kanal und möchte in Zukunft auch wieder Airbrush-Kurse geben. Ich vermisse das Unterrichten der Airbrush-Technik sehr. Außerdem möchte ich selbst auch Kunstwerke gestalten.


Hast du einen Ratschlag für unsere Leser (besonders für Anfänger), die ein Business mit Airbrush aufbauen wollen?

Ed Hubbs: Wenn ich einen Ratschlag für Airbush-Künstler geben sollte, die sich ein Business aufbauen wollen, dann würde ich sagen: „Informiert euch zu Beginn“. Damit meine ich, dass es am Anfang viel zu tun gibt, um im Geschäft zu bleiben. Zu wissen, wie man mit der Airbrush umgeht, und ein paar Kunden sind erst der Anfang. Je nachdem, wo Sie ein Business starten möchten, ist eine gute Location sehr wichtig. Stellen Sie sicher, dass Ihr Equipment und das Business up to date sind. Mein Ratschlag ist: Fangen Sie klein an und lassen Sie sich nicht von dem Gedanken beeinflussen, dass Sie ein großes Geschäft benötigen – zumindest so lange, bis Sie sich in der Branche einen Namen gemacht haben und bereit sind, zu expandieren.

https://www.facebook.com/ed.hubbs